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Das mystische Gebet
Das mystische Gebet nach Dionysius
Genau darum beten wir: dass wir durch Nichtsehen und Nichterkennen die Wahrheit wirklich sehen und erkennen.



Wenn du dich ernsthaft auf den geistlichen Weg begibst, verlasse zunächst deine Sinne, indem du den Austausch mit der Welt, der durch deine Sinne geschieht, völlig aufgibst. Ziehe das, was dich ausmacht, aus allen Gedanken- und Gemütsbewegungen zurück. Gehe nicht mehr bewusst dem verstandesmäßigen Denken nach und verharre nicht in Gefühlen. Beschäftige dich nicht mit dem, was ist, wie auch nicht mit dem, was nicht ist oder sein könnte. Erlaube es deiner Innerlichkeit, deiner Seele, mit der ihr innewohnenden Sehnsucht und Kraft, sich zu ihrem Ursprung empor zu schwingen. Mische dich - soweit du es eben vermagst - nicht in diese von selbst fließende Bewegung ein. Deine Seele wird sich auf eine dir unbekannte und unaussprechliche Weise mit dem vereinen, der über allen Wesen und über aller Erkenntnis ist.



Das Fundament für das mystische Gebet ist unser bisher gelebtes Leben mit seinen verstehbaren und unverstehbaren Inhalten, Zufällen, Entscheidungen, Traurigkeiten Hochzeiten und Tragiken. Wir beginnen da, wo wir gerade stehen.

Unter Ausschaltung aller Sinnesfunktionen und allen Erkennens - also im Nichtsehen und Nichterkennen - besteht die Möglichkeit, den zu sehen und zu erkennen, der all unser Sehen und Erkennen übersteigt. Nur durch den Verzicht auf alles, was ist, und auch auf das, was nicht ist, entwickelt sich im Betenden für die Zeit des Gebets ein Zustand ruhevoller Wachheit.



Aller Anfang ist leicht

Das rechte Gebet, das jedem menschlichen Vorhaben vorausgeht, ist das Gebet der Hingabe.

Es wird eingeleitet durch:
eine gedankliche Ausrichtung auf Gott,
die Anrufung seines Namens und
die allmähliche Bewusstwerdung seiner unendlichen Güte.

Die ersten Schritte sind:
die Anrufung Gottes,
das Gebet der Hingabe, damit sein Wille an uns geschehe,
ein Aufgeben und Abgeben von allem, was das Denken und Fühlen belastet,
die uneingeschränkte Bereitschaft, eine Gottesbegegnung - wie
und wann auch immer sie sich schenkt, zuzulassen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Überwesentlich bist du, Gott,
überaus mehr als göttlich
und überaus mehr als gut.
Du bist die Weisheit, die alles Sein
und den ganzen Kosmos durchdringt.

Führe du uns tiefer in das Geheimnis deiner Worte
und der Heiligen Schriften.
Führe du uns die Wege, die wir gehen müssen
und über alle irdischen Relationen hinaus.
Führe du uns nicht nur in die Sphären jenseits von Licht und Dunkel,
sondern auch in die Bereiche, die alles Nichtwissen übersteigen.
Führe und geleite du uns in das Mysterium deiner Liebe,
dorthin, wo uns die einfachen, absoluten
und unwandelbaren Geheimnisse
deines göttlichen Wissens offenbar werden.
Führe du uns über alle menschlichen Worte und alles Verstehen hinaus,
wo die Dunkelheit des Schweigens jenseits des Lichtes die Wahrheit erhellt.

Du, o Gott, bist in überlichtem Dunkel
und geheimnisvoll verhülltem Schweigen verborgen.
Und doch übertriffst du inmitten des undurchdringlichen Dunkels
alles an Glanz, was höchste Leuchtkraft besitzt.
Du bist es, der inmitten des gänzlich Unbegreifbaren und Unsichtbaren
alle, die im Aufhören jeglicher Tätigkeit durch Nichterkennen dich erkennen,
mit deiner überreichen göttlichen Strahlkraft erfüllt.

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